Naturkork oder Drehverschluss?

    Aus Wein-Lexikon.de

    Wer in einem feinen Restaurant eine erlesene Flasche Wein bestellt, der erwartet automatisch eine Flasche mit Naturkork. Würde der Wein am Tisch mit einem Flaschenöffner statt mit einem Korkenzieher geöffnet, dem Kellner wäre zumindest ein Stirnrunzeln des Gastes gewiss. Naturkork ist immer noch eine Frage des Stils, dabei gibt es durchaus den einen oder anderen Grund, warum Drehverschluss, Kronkorken und Co. zukünftig eine größere Rolle spielen könnten.

    Naturkorken werden aus der Rinde der Korkeiche gewonnen, die erst nach mehr als 20 Jahren zum ersten Mal abgeerntet werden kann. Dabei wird ein Teil der Rinde vom Stamm gelöst und getrocknet. Daraufhin muss die Rinde allerdings noch über mehrere Jahre richtig gelagert werden, bevor hochwertige Naturkorken aus ihr gemacht werden können.

    Dieser ganze Prozess ist äußerst störanfällig: Um die Qualität des Korks nicht zu gefährden, muss die Eiche in den richtigen Abständen abgeerntet werden. Während der Lagerung droht zudem der allseits gefürchtete Pilzbefall, der dazu führt, dass der Wein "korkt". Im Gegensatz dazu sind künstliche Verschlüsse wesentlich einfach zu produzieren – und nicht zuletzt auch unter ökologischen Gesichtspunkten besser vertretbar.

    Durch den langen Herstellungsprozess kann man mit Naturkork zudem sehr viel schlechter für die Zukunft planen und zum Beispiel nicht auf sich kurzfristig verändernde Produktionsmengen von Wein reagieren. Aus diesen Gründen findet sich kaum mehr ein Winzer, der nicht zumindest einen Teil seines Sortiments mit künstlichen Verschlüssen verkorkt.

    Aber: Stil hin, Pragmatik her … Wie sieht es denn mit dem Geschmack aus? Man hört des öfteren, dass ein luftdichter Verschluss durch Kronkorken oder Schraubverschluss dem Aroma des Weins schadet, weil ein guter Wein durch die Poren des Korkens atmen können muss, um seiner Vollendung entgegen zu reifen. Weinkenner widersprechen dieser These allerdings größtenteils. Ein muffiger Korkgeschmack, der durchschnittlich in 5% der Fälle auftritt, ist außerdem auch nicht das Wahre.

    Hier muss wohl jeder selbst für sich herausfinden, welchem Credo er sich anschließen möchte.